Schwerpunkt

MVZ Obernkirchen

„Das ist jetzt meine Heimat“

Dr. Arsène Dzonang Nzondjou stammt aus Kamerun. Nach vielen Stationen im deutschen Gesundheitswesen hat er im MVZ Obernkirchen seinen Platz gefunden

Text und Foto: Dr. Uwe Köster

Der Internist Dr. Arsène Dzonang Nzondjou schätzt die Arbeit im MVZ Obernkirchen.

Unter den 27 Ärzten, die im MVZ Obernkirchen mitarbeiten, ist Dr. Arsène Dzonang Nzondjou sicher eine Besonderheit. Er stammt aus Mbouda, einer kleinen Stadt in Westkamerun, hat dort Abitur gemacht und kam im Jahr 2000 mit einem Visum zum Studium nach Deutschland. An der TU Clausthal-Zellerfeld begann er mit den Fächern Physik und Chemie. Dann erhielt er einen Studienplatz für Medizin in Thüringen. Bis 2009 studierte er Medizin an der Universitätsklinik Jena, 2011 folgte die Promotion zum Dr. med. Die Jahre als Assistenzarzt führten ihn in mehrere Kliniken zunächst in Baden-Württemberg, dann in Rinteln, Hameln, Bückeburg und Obernkirchen, wo er 2019 Facharzt für Innere Medizin wurde.

Als das MVZ in Obernkirchen nach Ärzten suchte, sah er die Gelegenheit, in die ambulante Versorgung zu wechseln. „Da hatte ich die Möglichkeit, meine eigenen Erfahrungen zu sammeln. Im Krankenhaus erlebt man die Behandlung des Patienten oft nicht richtig mit. Aber das macht doch eigentlich den Arzt aus.“ In dem MVZ Wittum & Eriksen ist es anders. Hier hat er Freiraum und Rückendeckung für eigenes diagnostisches Arbeiten. Vier Jahre ist er jetzt auf einer Vollzeitstelle für das MVZ tätig, vor allem in der Praxis in Deckbergen.

Zweimal in der Woche unterstützt er die Kolleginnen und Kollegen in Obernkirchen. Als Internist versteht er auch etwas von Kardiologie und wertet hier Langzeit-EKGs aus. „Weil wir das hier können, sind wir nicht auf den Kardiologen angewiesen. Und wir können gleich sehen: Gibt es einen Grund, zu handeln?“ Gerade in der Basisdiagnosik sei das MVZ gut aufgestellt, mit EKG, Lungenfunktionstests, Sonografie und eigenem Labor. „Das hilft dem Patienten sehr. Er muss nicht drei Monate warten, bis er weiß, wo es lang geht.“

Möchte er irgendwann zurück nach Kamerun? Nein. „Deutschland ist mittlerweile mein zweites Zuhause geworden.“ Leicht hat das Land es ihm nicht gemacht. Im Klinikum Jena war er einer von nur wenigen „anders aussehenden“ Medizinstudenten. Oft ist ihm dort Ablehnung entgegengeschlagen wenn die Menschen von den Balkons Beleidigungen riefen oder wenn er manchmal in der Klinik den guten Rat bekam, besser in der Wohnung zu bleiben, weil eine Demonstration angekündigt sei. „Das war schon hart, was ich da auf der Straße zu hören bekam. Aber ich hatte mein Ziel, alles andere war nebensächlich.“

Jetzt in Schaumburg hat er als afrikanischer Arzt keine Akzeptanzprobleme bei seinen deutschen Patienten. „Das sind sehr dankbare Leute. Oft sind sie schon zufrieden, wenn man ihnen zuhört und mit ihnen redet.“ Auch das sei in der Praxis schöner als im Krankenhaus man erhält ein Feedback von den Patienten. „Ich habe noch nie erlebt, dass jemand sagt, nein, zu Herrn Nzondjou will ich nicht.“

Für die Zukunft hat er sich noch nicht festgelegt. Die Anstellung in dem MVZ hat ihre Vorteile, etwa durch die geregelte Arbeitszeit. Sein Sohn ist jetzt auf dem Gymnasium, da kann er ihm besser bei den Hausaufgaben helfen. Aber der Gedanke an eine eigene Niederlassung ist noch da. Nicht allein da könnte der wirtschaftliche Druck zum Problem werden. „Bis jetzt habe ich mich auch nicht so viel bemüht, weil ich hier sehr zufrieden bin. Aber wenn ich jemanden finde, der mitmacht, dann könnte ich es mir vorstellen.“ Mit Mitte Vierzig, nach der Hälfte des Berufslebens, könnte die Zeit dafür vielleicht gekommen sein.