„Die Balance zwischen Arbeit und Freizeit ist mir wichtig“
Die 22-jährige Studentin Carlotta Schalow über ihre Generation, warum der Job nicht alles ist und worauf sie sich als zukünftige Ärztin freut?
Carlotta Schalow ist 22 Jahre alt und studiert im fünften Semester Humanmedizin im Modellstudiengang an der Medizinischen Hochschule Hannover.
kvn.magazin: Carlotta, kann man sagen, dass du ein Digital Native bist?
Carlotta Schalow: Ja, auf jeden Fall. Im Studium haben alle Tablets, keiner von uns schreibt auf Papier.
Was bedeutet Digitalisierung für dich?
Digitalisierung soll mir die Arbeit erleichtern, aber die Infrastruktur muss sicher sein.
Was für eine Ärztin möchtest du werden?
Eine gute. Mir ist Empathie wichtig, zuhören können. Ich möchte eine Ärztin sein, bei der sich die Patienten verstanden fühlen, die ihre Beschwerden ernst nimmt.
Haus- oder Fachärztin?
Ich liebäugle mit Gynäkologie, Rechtsmedizin oder Orthopädie. Es gibt viele Bereiche, die mich interessieren.
Wo möchtest du später arbeiten?
Zunächst im Krankenhaus. Die sehr hohe Arbeitsbelastung mit Schichtdiensten, die am Anfang für einige Jahre okay ist und sicherlich auch Spaß macht, kann ich mir für immer aber nicht vorstellen.
Käme für dich also eine eigene Praxis infrage?
Ja, schon. Aber ich möchte keine Praxis allein führen, sondern im Team arbeiten. Ich erinnere mich an einen Bekannten, der Arzt war, und bis zehn Uhr abends gearbeitet hat. Das möchte ich nicht so gern.
Kommt für dich der Beruf an erster Stelle?
In den nächsten Jahren ist das erstmal so. Die Arbeit darf aber nicht das komplette Leben vereinnahmen, ich möchte auch Zeit haben für die Dinge, die mir in meiner Freizeit Spaß machen wie Lesen oder Kampfsport. Das Gefühl, ich arbeite nicht, um zu leben, sondern ich lebe, um zu arbeiten, muss nicht unbedingt sein. Ich brauche auch Zeit für Freunde und Familie. Mir ist wichtig, da eine Balance zu finden.
Ist diese Einstellung typisch für deine Generation?
Ich glaube, meine Generation hat einen großen Drang nach Selbstbestimmtheit und keine Lust mehr, sich kaputtzuarbeiten oder sich bei der Arbeit schlecht behandeln zu lassen. Überall werden Arbeitskräfte gesucht, wir können es uns daher aussuchen, wo wir arbeiten wollen. Meine Generation ist sich dem bewusst und nutzt das auch. Ist der Chef doof, gehe ich halt woanders hin. Vielen ist es einfach wichtig, sich bei der Arbeit wohlzufühlen.
Hat die Generation Z ein Problem mit Autoritäten?
Würde ich nicht sagen. Man muss auch durchhalten können, unangenehme Dinge machen oder mit schwierigen Kollegen klarkommen. Aber niemand mag es, von oben herab behandelt zu werden. Und ich muss mich auch nicht diskriminieren oder ungerecht behandeln lassen.
Ist Ärztin zu werden, dein Traumjob?
Es ist mein Traumjob, weil ich unheimlich gern mit Menschen arbeite. Ich interessiere mich unfassbar für Krankheiten und Wunden und all diese Dinge. Ich freue mich auf den Alltag und darauf, die Geschichten der Patienten zu erfahren.
Was ist dir am späteren Job besonders wichtig?
Meinerseits Empathie, Expertise, Spaß am Beruf. Und dann ein gutes Miteinander im Team, flexible Arbeitsbedingungen in einem modernen Umfeld.