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„Ich möchte nichts anderes mehr machen“

Der Internist Carsten Frank hat 2021 in der Mitte seines Berufslebens den Wechsel vom Krankenhaus in die eigene Praxis gewagt. Nach drei Jahren Selbständigkeit zieht er im Interview eine erste Bilanz.

Interview und Foto: Dr. Uwe Köster

Herr Frank, wie kam es zu Ihrem Wechsel in die eigene Praxis?
Frank: Aufgrund des Hausärztemangels in Salzgitter hatte sich mir die Gelegenheit aufgetan, diese Praxis hier in Salzgitter-Helendorf zu übernehmen. Es stand noch eine andere Praxis zur Wahl, aber die hatte mir von den baulichen Verhältnissen her nicht so gut gefallen. Es gab auch hier bauliche Schwierigkeiten, die aber durch die Unterstützung der Stadt Salzgitter überwunden werden konnten.

Die Praxis liegt im zweiten Stock eines Mehrparteienhauses. Nicht ideal. Was haben Sie gemacht?
Ich habe einen Treppenlift einbauen lassen. Dafür war die Förderung durch die Stadt Salzgitter, aber auch durch die KVN außerordentlich wichtig. Ältere Patienten, die nicht mehr so mobil sind, profitieren voll davon. Das ist eine gute Alternative, wenn kein Fahrstuhl vorhanden ist, und sie wird gut genutzt.

Hat es in der ersten Phase Anlaufschwierigkeiten gegeben oder einen Punkt, wo Sie sagen: Das hätte ich anders machen sollen?
Die Praxis ist von Anfang an gut angenommen worden. Schon vor der Eröffnung hatten sich 300 Patienten eingeschrieben. Heute betreue ich im Quartal etwa 3.400 Patienten, die gerne kommen. Ein Problem hatte ich in Form einer Regressforderung, weil ich vielen Patienten Physiotherapie verordnet hatte, ohne daran zu denken, das es gerade für Jüngere auch andere Maßnahmen gibt wie Sport oder so. Ein Anfängerfehler, sagte man mir bei der KVN. Andererseits: Was jemand benötigt, das verschreibe ich auch.

Ist die Arbeitsbelastung gestiegen?
Ja, ein bisschen schon. Die steigt vor allem bei Urlaubsvertretungen für die Nachbarpraxen. Und in den Herbst- und Wintermonaten nehmen die Erkältungskrankheiten zu. Ich bin aber auch jemand, der für seine Patienten nicht nur ein oder zwei Minuten hat. Wenn mir jemand sein Herz ausschütten muss, dann kann es eben auch mal eine halbe Stunde dauern. Dann bin ich auch bereit, die Sprechzeiten und die Wartezeiten mal zu verlängern. Aber dass ich um 19 oder 20 Uhr hier noch sitze, das kommt nicht vor.

Lohnt sich bei solchen Herausforderungen die eigene Praxis heute noch rein finanziell?
Ganz eindeutig ja. Man verdient als Hausarzt besser als im Krankenhaus. Überstunden und Nachtdienste wie fallen weg. Und im KVN-Bereitschaftsdienst kann ich mich auch vertreten lassen. Die Arbeit ist eine ganz andere als im Krankenhaus, daran muss man sich gewöhnen. Aber ich möchte nichts anderes mehr machen.

War das Betriebswirtschaftliche eine große Umstellung für Sie?
Nein, da kann man sich einarbeiten. Ich habe auch viel Unterstützung durch die KVN bekommen und durch meine Versicherung. Da gab es keine Probleme.

Oft heißt es, das „Einzelkämpferdasein“ in der eigenen Praxis habe keine Zukunft mehr. Wie sehen Sie Ihre Zukunft?
Das Modell ist natürlich zukunftsfähig. Ich möchte mich als Internist gerne noch nebenher zum Allgemeinmediziner weiterbilden. Und ich werde demnächst ein Fernstudium zum Heilpraktiker aufnehmen. Aber sonst kann hier alles so bleiben, wie es ist.