Karrierekiller Kind
Dokumentation über Ärztinnen, die nach oben wollen
Karrierekiller Kind in der Medizin. Das Thema ist hochaktuell: Schon heute ist die Hälfte der Ärzteschaft weiblich, rund 65 Prozent der Studierenden sind weiblich, Tendenz steigend. Nur etwa 13 Prozent aller Führungspositionen an deutschen Kliniken sind derzeit von Frauen besetzt.
Der Ende 2024 mit dem Film- und Fernsehpreis des Hartmannbundes ausgezeichnete Film „Karrierekiller Kind? Wenn Ärztinnen nach oben wollen“ (WDR) zeigt die Herausforderung von Ärztinnen während der Weiterbildung und für weitere Karrierewege. Die Filmemacherinnen Valerie Henschel und Anabel Münstermann verfolgen einen konstruktiven und positiven Ansatz: Sie zeigen Lösungen auf – wie zum Beispiel das Jobsharing. Die Akteurinnen werden so zu „Role-Models“ für eine ganze Ärztinnengeneration. Gleichzeitig wird das Spannungsfeld „Kind oder Kittel“ nicht bagatellisiert, die Doku liefert somit auch eine politische Botschaft.
Die Fachjury wählte die Preisträger aus insgesamt 29 Beiträgen aus. Lange, unflexible Arbeitszeiten und fehlende Betreuungsmöglichkeiten machten für viele Ärztinnen den Spagat zwischen Kind und Karriere weiterhin schwer. Die Autorinnen haben für ihre Dokumentation ihre Protagonistinnen Irina, Alica und Nuray über einen längeren Zeitraum hinweg in ihrem Berufsleben an Universitätskliniken und in ihrem Privatleben begleitet und ihre Ängste, aber auch Erfolge dokumentiert. Dabei gewähren sie einen ungeschönten Blick auf die „Fehler im System“ und kommen gleichermaßen ohne unnötige Dramatisierungen und oberflächliche Schuldzuweisungen aus.
Beeindruckend ist, wie sich die drei Protagonistinnen nicht so leicht „aus der Bahn“ werfen lassen und vermeintliche Niederlagen als neue Chance für sich begreifen. Auch wenn es mit einer Stelle nicht klappt, geht es unverbissen weiter, denn neue Projekte stehen an. Nuray ist inmitten ihrer Ausbildung zur Fachärztin, als sie von ihrer Schwangerschaft erfährt. „Ich bekomme Kind und Karriere schon geschaukelt“, ist sie nach anfänglicher Unsicherheit überzeugt. Diese unerwartete Wendung in ihrem Leben habe ihr vielleicht sogar gutgetan. Der Weg sei das Ziel, es gehe nicht darum Karriere-Checklisten abzuhaken.
Zu den eigenen Entscheidungen stehen und positiv neues Terrain betreten, so ist die Einstellung von Irina, Alica und Nuray. Die Dokumentation der Längengrad Filmproduktion zeigt ihre große Wirkung insbesondere im starken Zusammenhalt der Ärztinnen: Ihr Wunsch – andere Frauen zu unterstützen und Mut zu machen, damit es weiter in die richtige Richtung geht.