Die ganze Bandbreite der Handchirurgie
Das bewährte Standardwerk ausgewiesener Fachexperten gibt einen umfassenden Ein- und Überblick über die verschiedenen relevanten Verfahren und Vorgehensweisen der handchirurgischen Praxis. Das breite Spektrum der verschiedenen handchirurgischen Interventionen wird veranschaulicht durch hervorragende Zeichnungen, aussagekräftige Farbfotos und Übersichtstabellen. In acht Buchkapiteln werden die Grundlagen der Handchirurgie aufgezeigt, Eingriffe an der Hand, am Handgelenk, an den Nerven. Ersatzoperationen bis hin zu speziellen Krankheitsbildern, Handrehabilitation und Begutachtung und berufsgenossenschaftliche Heilverfahren sowie Berufserkrankungen in der Handchirurgie werden eingehend erläutert, differenziert und detailliert dargestellt.
Die einzelnen Kapitel werden gegliedert und strukturiert in Ätiologie, Anatomie, Klassifikation, Diagnose, Therapie, Nachbehandlung und bevorzugte Methoden der Autoren in ihrem jeweiligen Kontext ausführlich besprochen. Die Informationsdichte wird vertieft und ergänzt durch Videodarstellungen zu speziellen Fragestellungen. Vor jeder klinischen oder apparativen Untersuchung hilft eine gezielte Anamnese, die Diagnose entweder schon mit relativ hoher Sicherheit zu stellen oder aber zumindest das Spektrum der infrage kommenden Diagnosen deutlich einzuengen. Die gründliche und strukturierte Untersuchung der Hand kann trotz moderner bildgebender Verfahren nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das komplexe Zusammenspiel von Sehnen, Muskeln, Bändern, Knochen, Nerven und Gefäßen setzt bei der Untersuchung profunde Kenntnisse der Anatomie und biomechanisches Verständnis voraus. Die Prozeduren in ihrer Vielfalt lassen sich nur beispielhaft illustrieren. Die Skaphoidfraktur stellt den häufigsten Bruch an der Handwurzel dar, der bevorzugt bei jungen, sportlich aktiven Männen auftritt und einen Altersgipfel zwischen 20 und 30 Jahren zeigt. Das Skaphoid bildet zusammen mit Lunatum und Triquetrum die proximale Handwurzelreihe. Es ist zu ca. 80 Prozent von Knorpel überzogen und artikuliert proximal mit dem Radius und nach distal mit Kapitatum, Trapezium und Trapezoideum (STT-Gelenk).
Die häufigste Unfallursache stellt der Sturz auf die ausgestreckte Hand dar. Diese Hyperextensionstraumen werden häufig beim Fußball, Radfahren, Snow- oder Skateboardfahren sowie anderen sturzgefährdeten Sportarten beobachtet. Unverändert stellen auch heutzutage Frakturen des Skaphoids eine Herausforderung in Hinblick auf die Diagnostik dar. Nach einem Handgelenkstrauma bedarf es einer gründlichen klinischen Untersuchung. Lässt sich dorsal ein Druckschmerz in der Tabatière oder palmar über den distalen Kahnbeinpol nachweisen, besteht Verdacht auf eine Skaphoidfraktur, der weiter radiologisch abgeklärt werden muss. Unverändert stellt die konservative Behandlung der frischen Kahnbeinfraktur noch ein weitverbreitetes Therapiekonzept dar. Demgegenüber stehen die sehr lange notwendige Gipsimmobilisation von meist bis zu zwölf Wochen und ein Restrisiko für das Entstehen einer Pseudarthrose, das mit bis zu 23 Prozent angegeben wird. Die unverändert hohe Anzahl von Patienten mit Kahnbeinpseudarthrose oder Spätfolgen mit karpalem Kollaps (SNAC-Wrist) weist nicht selten eine initiale Gipsbehandlung auf und lässt die rein konservative Behandlung fragwürdig erscheinen. Einem differenzierten Therapiekonzept, das auf der Einteilung der Frakturen in stabil und instabil basiert, muss daher gefolgt werden.
Insgesamt ein wegweisendes, aufwendig gestaltetes und überaus informatives Lehr- und Lernbuch, das die Bandbreite der handchirurgischen operativen Methoden, Techniken und Handlungsoptionen dem Nutzer in beeindruckender Weise praxisnah aufzeigt und veranschaulicht.
Sauerbier, Michael, Andreas Eisenschenk, Hermann Krimmer, Martin F. Langer (Hrsg.): Die Handchirurgie
Urban & Fischer Verlag/Elsevier, 2. Auflage, München 2024, 1008 Seiten, 239,00 Euro